Leitbild
Mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung
Das XLAB ist eines der größten Schülerlabore Deutschlands für die MINT-Fächer Physik, Chemie, Biologie und Informatik. Als vielfach ausgezeichneter außerschulischer Lernort bieten wir nicht nur Schülergruppen im Rahmen ihres Unterrichts spannende „Hands-on“-Experimentalkurse, sondern auch umfangreiche Angebote für einzelne Schüler*innen, die mehr wissen wollen, und Fortbildungen für Lehrkräfte zu aktuellen Wissenschaftsthemen. Schwerpunkt unseres Bildungsangebots sind eintägige Kurse für ganze Lerngruppen mit curricular angebundenen Inhalten; so wird ein möglichst weiter Kreis von Schüler*innen ungeachtet ihrer Voreinstellung gegenüber Naturwissenschaften erreicht. In darüber hinaus angebotenen einwöchigen Veranstaltungen mit einem weiten Themenspektrum können stärker interessierte Schüler*innen die Erfahrung vertiefen. Seinem Auftrag gemäß dient das XLAB somit Schüler*innen unabhängig von ihren Lebensumständen als Ort, um in Kooperation mit seinen Partner*innen an unterrichtsbezogenen und -erweiternden Projekten auf wissenschaftlichem Niveau teilzunehmen.
Naturwissenschaften für eine nachhaltige Entwicklung
Mit unseren Kursen wollen wir Neugier und Begeisterung für naturwissenschaftliche Forschung wecken und jungen Menschen zeigen, dass Naturwissenschaft durch Experimente so gar nicht trocken sein muss, sondern richtig Spaß machen kann. Wie heute in den Naturwissenschaften gearbeitet wird und Erkenntnisse entstehen, erleben Schüler*innen bei der planvollen Durchführung von Experimenten in Laboren mit forschungsnaher Ausstattung oder in realen Ökosystemen und unter fachkundiger Betreuung. Lehrer*innen bilden sich bei uns fachlich weiter und erhalten Einblick in die Forschungstätigkeit eines Instituts des Göttingen Campus.
In unserer Tätigkeit sehen wir uns einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und nachhaltiger Lebensstile verpflichtet. Dafür sind naturwissenschaftliche Kenntnisse unabdingbar. Insbesondere der fortschreitende Klimawandel, der Verlust von Biodiversität, knapper werdende Ressourcen und ein immer höherer Energiebedarf gehören zu den großen ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit. Ihnen zu begegnen, verlangt einen umfassenden Ansatz, der die globalen ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dimensionen dieser Probleme gleichermaßen berücksichtigt. Die notwendige Transformation der Gesellschaft hin zu einer global und für zukünftige Generationen gerechten Entwicklung erfordert eine systematische Vermittlung von nachhaltigkeitsrelevantem Wissen und Kompetenzen, bei der Forschung und Bildung eine zentrale Rolle zukommt.
Handlungsorientierung
Unsere naturwissenschaftlichen Hands-on-Kurse für Schüler*innen der Sekundarstufe I und II verschiedener Schulformen sollen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Schüler*innen für die naturwissenschaftlichen Herausforderungen für eine nachhaltige Entwicklung in einer global vernetzten Welt zu sensibilisieren, die Fähigkeit zur kritischen Würdigung naturwissenschaftlicher Ergebnisse zu entwickeln und die Auseinandersetzung mit den Chancen und Grenzen von Technologien zu fördern. Handlungsorientierung durch wissenschaftsnahe Eigentätigkeit im engen Kontakt mit authentischer Wissenschaft ermöglicht es Schüler*innen, naturwissenschaftliche Sachverhalte und Phänomene zu erkunden, komplexen Fragen nachzugehen und dadurch handlungsrelevantes Wissen aufzubauen und anzuwenden. Durch die Bereitstellung authentischer, partizipativer und befähigender Lern- und Erfahrungsräume zielt unsere Bildungsarbeit zum einen darauf ab, naturwissenschaftliches Grundlagenwissen zur Bewältigung gesellschaftlicher Schlüsselprobleme zu vermitteln und dabei Handlungsoptionen aufzuzeigen; zum anderen möchten wir den Lernenden Gelegenheit geben, basierend auf erworbenem Wissen und Kompetenzen Herausforderungen und Lösungswege zu erkennen und zu beurteilen, eigene Herangehensweisen zu finden und somit Kompetenzen für eine nachhaltige Gestaltung ihrer Welt zu erwerben.
Unser globales Ziel
Wir möchten erreichen, dass Menschen weltweit, gegenwärtig und in Zukunft würdig leben und ihre Bedürfnisse und Talente unter Berücksichtigung planetarer Grenzen entfalten können. Globale Gerechtigkeit ist für uns eine Voraussetzung für eine nachhaltige, friedliche Zukunft; sie erfordert das Übernehmen gegenwärtiger und historischer globaler Verantwortung in allen Handlungsentscheidungen.
Globale Gerechtigkeit schließt insbesondere den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen aller Menschen und zukünftiger Generationen weltweit ein. Das erfordert, die Biosphäre insgesamt zu betrachten; es schließt die Nahrungsgrundlage der Menschheit, alle anderen Ökosystemdienstleistungen und Biodiversität (auch als Eigenwert) ein und muss von einer Begrenztheit menschlichen Handelns und Wirtschaftens auf unserem begrenzten Planeten ausgehen. Eine Substituierbarkeit von Naturkapital ist nicht erkennbar; dafür ist der Klimawandel nur eines von vielen Beispielen. Dem tragen Vorrangmodelle auf der Basis starker Nachhaltigkeit Rechnung, z.B. das Umweltraumkonzept, der ökologische Fußabdruck, die planetaren Grenzen oder das Doughnut-Modell (Raworth 2017, s. Abb.). Globale Gerechtigkeit muss Chancengerechtigkeit, auch unter Berücksichtigung der historischen Dimension, und damit gleiche Entwicklungsmöglichkeiten für alle Menschen auf der Erde einschließen. Die möglichen Ressourcenverbräuche, Energie- und Stoffströme sind weltweit begrenzt und sind weltweit gerecht zu verteilen. Ein Ausgleich bzw. eine Angleichung des Ressourcenverbrauchs und Wohlstands zwischen Industrieländern, Schwellenländern und Entwicklungsländern, der sich insgesamt innerhalb der planetaren Grenzen, d.h. der Tragfähigkeit des Planeten für ein Leben aller in Würde, bewegt und der auch die historische Verantwortung einbezieht, ist Voraussetzung für eine stabile, friedliche und lebenswerte Zukunft.
Partner*innen
Wichtigste Partner*innen in unserer Bildungsarbeit sind die Schulen und Lehrkräfte, für die wir grundlegende und aktuelle naturwissenschaftliche Inhalte und Themen nach ihrer curricularen Relevanz auswählen und sie zu Angeboten aufbereiten, die an Wissensstand, Erkenntnisfähigkeit und Lebenswelt der Schüler*innen angepasst sind. Zahlreiche Lehrkräfte verlassen sich seit vielen Jahren auf unser Angebot als planbare Ergänzung, Vertiefung und Erweiterung ihres Unterrichts und gestalten durch ihre Anregungen und Rückmeldungen unser Angebot mit. XLAB-Besuche sind fester Bestandteil der internen Curricula mehrerer Schulen. Mit einigen Schulen bestehen seit Langem vertragliche Kooperationen; mit vielen weiteren Schulen pflegen wir informelle Kooperationen in Form regelmäßiger Besuche mit individuellen gemeinsamen Angebotsgestaltungen sowohl für Schülerkurse als auch für Lehrerfortbildungen.
Wir unterhalten Kooperationen mit zahlreichen Forschungsgruppen und Instituten des Göttingen Campus, kommunalen und staatlichen Organen (z.B. Naturschutzbehörden, Forstamt, NLWKN, Wasserversorger, Gesundheitsämter), Unternehmen (u.a. ökologischen Gutachter- und Planungsbüros), Umweltverbänden, Stiftungen und vielen weiteren. Durch diese vielfältigen Verbindungen wird sinnstiftender Kontext unserer Angebote erfahrbar und die Lebens- und Zukunftsrelevanz der Inhalte deutlich.
Arbeit am Leitbild
Unser Leitbild wurde vom Wissenschaftlichen Direktor und vom BNE-Beauftragten in Abstimmung mit den Kolleg*innen entwickelt. Im Kreis der im XLAB Tätigen wird das das Leitbild regelmäßig kommuniziert und evaluiert. Über unsere Website wird es nach außen kommuniziert. Mit seiner Entwicklung schließen wir uns dem Leitbild und der Nachhaltigkeitsinitiative unserer Dachorganisation, der Georg-August-Universität Göttingen an. Im Leitbild für das Lehren und Lernen der Universität heißt es: „Das Gründungsmotto der Universität Göttingen lautet „Zum Wohle aller“ (in publica commoda). Dementsprechend begreift die Universität Göttingen Lehren und Lernen im Sinne einer umfassenden Bildung. Dies umfasst auch soziale, ökonomische und ökologische Dimensionen des Handelns für nachhaltige Entwicklung. So ist das Motto ein Appell an die Lehrenden und Studierenden, sich in Studium und Lehre und darüber hinaus als engagierte Bürgerinnen und Bürger in gesellschaftliche Diskussionen und Projekte zum Wohle der Allgemeinheit einzubringen.“
Die Aufnahme von BNE im Sinne unseres Leitbildes in die XLAB-Ordnung der Universität befindet sich in der Abstimmung mit den zuständigen Gremien.
Leitbild für die Georg-August-Universität Göttingen: https://uni-goettingen.de/de/leitbild/43883.html
Leitbild für das Lehren und Lernen: https://uni-goettingen.de/de/594258.html