Flussnatur in der Stadt
Kurs für Schülergruppen

Wie kam es zur Revitalisierung der begradigten und ausgebauten Leine in Göttingen? Wir vergleichen renaturierte und ausgebaute Abschnitte mit Methoden der wissenschaftlichen Ökologie und lernen kommunale Entscheidungsprozesse kennen.

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Jahrgangsstufe
9 bis 13
Dauer
1 Tag
Maximale Teilnehmerzahl
24

Experimente

  • Aufnahme und Bewertung der hydromorphologischen Struktur von Gewässer und Umfeld
  • Vor-Ort-Messung von Temperatur, Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Leitfähigkeit und Strömungsgeschwindigkeit sowie sensorische Prüfung des Wassers
  • Systematische Probenahmen (Makrozoobenthos, Fische) und Vegetationsaufnahmen
  • Identifizieren und ökologisches Einordnen der Organismenvielfalt mit Binokularen sowie Bestimmen der Nitrat-, Nitrit-, Ammonium- und Ortho-Phosphatkonzentration sowie der Gesamthärte mit Testkits im Labor

Menschen verändern Fließgewässer schon seit so langer Zeit, dass selbst historische Karten nicht zuverlässig die natürlichen Verläufe zeigen; sie müssen rekonstruiert werden. Straßennamen wie Untere und Obere Masch erinnern daran, dass die Leine ursprünglich mit mehreren Armen westlich der Stadt verlief und ein großes Feuchtgebiet, die „Masch“, bildete. Wie die meisten Flüsse wurde die Leine begradigt und im 20. Jahrhundert mit steilen, befestigten Ufern versehen. Ausgelöst durch ein Hochwasserereignis verlangten ansässige Unternehmen eine weitere Erhöhung der Deiche und eine drastische Vertiefung des Flussbetts, die verheerende Folgen für das Leben im Fluss gehabt hätten. Stattdessen wurde ab 2010 ein Maßnahmenbündel zur Revitalisierung der Leine umgesetzt, das den Fluss zurück ins Bewusstsein der Menschen brachte und ihn viel naturnäher werden ließ. Wie es zur Revitalisierung unter Berücksichtigung von Ökologie, Ökonomie und sozialen Belangen kam, welche kontroversen Standpunkte die verschiedenen Akteure vertraten und welche technischen Maßnahmen nötig waren, wird im Kurs nachvollzogen. Die Schüler*innen vergleichen regelkonform ausgebaute und renaturierte Bereiche mit limnologischen und vegetationskundlichen Methoden. Deutlich werden klare Unterschiede hinsichtlich der Strukturvielfalt, der Vernetzung mit dem Gewässerumfeld, den abiotischen Faktoren und der gesamten Biozönose und es zeigt sich, wie die höhere Biodiversität des renaturierten Abschnitts in den stromabwärts gelegenen, ausgebauten und somit strukturell ärmeren Abschnitt ausstrahlt. Neben diesen lokalen Effekten ist der Einfluss des landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebiets nicht zu übersehen.

Der Kurs findet ganzjährig statt. Zu unseren Exkursionszielen an der Leine bewegen wir uns vom XLAB aus am besten mit dem Fahrrad oder dem Stadtbus. Für die Untersuchung sind Gummistiefel nützlich; einige Paare und Wathosen können wir verleihen. Am späten Mittag kehren wir zum XLAB zurück.

Kontakt bei inhaltlichen Fragen: Dr. Dirk Gries

 

Unterrichtsbezug

Physiologische und ökologische Potenzen; Kohlenstoffkreislauf von Ökosystem und Biosphäre; abiotische und biotische Faktoren; Angepasstheit; ökologische Nische; Kompartimentierung im Ökosystem; Nahrungsnetz; Trophieebenen; inter- und intraspezifische Konkurrenz; Biodiversität; Landnutzung; Nachhaltigkeit; Freilanduntersuchung

Sustainable Development Goals

SDG 6 Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
SDG 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden
SDG 15 Leben an Land